Ich habe lange als Journalistin gearbeitet. 15 Jahre bei der Sächsischen Zeitung in Dresden. Drei Jahre beim St. Galler Tagblatt. Danach, bis heute, als Freie Mitarbeiterin. Meine Stellen habe ich alle selbst gekündigt, zur Überraschung meiner Kollegen und Chefs. Ich bin jedes Mal mit einem weinenden Auge gegangen, weil ich genau wusste, was ich hinter mir liess. Aber ich habe den Schritt, trotz allem, in allen Fällen nie bereut. Ich habe nie gedacht: «Warum hast du das gemacht? Warum bist du nicht dort geblieben?» Weil ich die Antworten auf diese Fragen kannte.
Einmal war nach 15 Jahren die Zeit einfach reif dafür. Ich sage immer: Ich war zweimal sieben Jahre bei der Sächsischen Zeitung. Ich kam 1995, und ich ging 2010. Dazwischen war: Der «Aufbau Ost», die Entwicklung der Stadt zu einer der schönsten Ostdeutschlands. Dazwischen war die Flut, dazwischen war ein Streik gegen schlechtere Löhne. Dazwischen gab es zwei Intendantenwechsel (nicht unwichtig für eine Theaterredakteurin). Und dazwischen war vor allem für mich: Die Entwicklung von der Volontärin, der Neu-Redakteurin, zur Stellvertretenden Leiterin des Ressorts Kultur, Gesellschaft & Reportage. Mit einigen Stellen dazwischen. Unendlich viele Berichte über die reiche Kulturlandschaft in Sachen, vor allem über ihr Theater. Unendlich viele Artikel, Interviews, Reportagen, Rezensionen, Kommentare.
Aber nach 15 Jahren hatte ich das Gefühl: Das war es jetzt. Jetzt kommt nichts wesentlich Neues mehr, nicht für dich. Ich wusste, ich musste raus. Klar, es gab danach Umstrukturierungen, Personalwechsel. Es gab die neuen Montag-Demos und Sachsens unrühmliche Entwicklung zur AfD-Hochburg. Das ist eine andere Geschichte. Aber meine Zeit in Dresden war vorbei. Definitiv. Zudem war auch noch ein Schweizer meines Wegs gekommen.
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