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Wie ich meine gute Laune verlor

post it mit Schrift: Luzern lieben - und nochmal gehen

Mein Versuch, in einer PR-Abteilung zu arbeiten, scheiterte. Aber ich lernte eine Menge. Davon profitiere ich noch heute.

Ich wechselte in die PR, zum Team Unternehmenskommunikation der Hochschule Luzern. Die Pendelei blieb mir erhalten, aber wenigstens konnte ich jetzt jede Nacht in Zürich schlafen und versuchen, die neue Stadt noch ein bisschen besser kennenzulernen. Dafür verlor ich die Hoheit über meine Texte. Jeder Dozent konnte mir befehlen, meinen Artikel zu ändern. Nie hätte ich gewagt, ihnen in ihre Materie hineinzupfuschen.

Respekt vor meiner Arbeit fehlte zu oft

Aber manch einer fühlte sich bemüssigt, in meine Materie hineinzupfuschen. Und das, obwohl das Ergebnis hinterher wirklich nicht besser war. Zum ersten Mal wurde mir deutlich die Kompetenz abgesprochen. Dafür erhielt ich einen Büroaufwand, den ich nicht kannte. Alles wurde in Listen eingetragen, in Ordner abgelegt, in Power-Point-Präsentationen gesteckt. Wenn ich daran denke, dass jeden Tag Redakteure Zeitungen füllen – und dafür weder Word, noch Excel, noch Power-Point brauchen und oft auch nicht beherrschen, muss ich immer noch grinsen. Undenkbar im Marketing. 

Auch das Hierarchiegerangel war mir neu. Dazu hat im Journalismus einfach keiner Zeit. Klar, auch da wird gehauen und gestochen, und es menschelt ordentlich. Aber der Kampf um Chefs und Unterchefs und Nebenchefs und Parallelstrukturen, der war mir ebenfalls neu. Keine Zeitung könnte mit so viel Kraftvergeudung täglich erscheinen. Dazu ist der Stress viel zu gross. 

Gute Texte auch in der PR-Arbeit wichtig

Zwei Jahre lang blieb ich. Die Kollegen waren toll, ich lernte viel. Zum Thema Marketing, zum Thema PR. Ich lernte, dass gute, verständliche Texte auch in dieser Branche letztlich besser sind, als solche, die herumjubeln und herumloben. Denn auch die Leser von Marketingtexten durchschauen das Zuviel und das Nicht-Echte. Ich entdeckte auch im Schreiben von Medienmitteilungen den journalistischen Aspekt. Und natürlich gab es auch an der Hochschule Luzern grossartig tolle Leute, mit denen ich wunderbar zusammenarbeiten konnte. Das tue ich ja auch bis heute, denn die HSLU ist immer noch einer meiner Auftraggeber. Aber die PR-Welt ist nicht meine, jedenfalls sicherlich nicht, wenn sie 80 Prozent meiner Arbeit ausmacht.

Eine Tages sagte mein Mann zu mir: «Du verlierst deine gute Laune.» Auch das Spiegelbild, das mir am Morgen entgegensah, war schon längst nicht mehr so optimistisch, wie ich es kannte. Da wusste ich, dass die rote Linie wieder erreicht war. Denn ohne gute Laune, ohne Humor und Spass bin ich nicht mehr ich. Ich kündigte erneut. Und wurde selbstständig. Ein Zustand, den ich mir früher nie hätte vorstellen können. Nie. Aber eben: Sag‘ niemals nie. Erst recht nicht, wenn es dich selbst betrifft. Ich bin immer noch selbstständig. Und ich liebe es.

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